Bei dem Thema Nachhaltigkeit stellen sich zurzeit sehr viele Fragen. Unsere klare Empfehlung lautet: Starten Sie mit der Erstellung Ihrer Klimabilanz.
Nur wer seine Emissionen kennt, kann diese auch reduzieren. Wie das geht, erläutern wir Ihnen im folgenden Beitrag anhand von sechs konkreten Schritten, die cm&p vor kurzem selbst durchlaufen hat.
Die 6 Schritte zum klimaneutralen Unternehmen
Klicken Sie auf einen Schritt, um mehr über die dahinterliegenden Maßnahmen zu erfahren.
1. So wählen Sie den richtigen Klimabilanz-Anbieter aus
Ein erster wichtiger Schritt von Unternehmen in Richtung Nachhaltigkeit ist es eine Klimabilanz zu erstellen und den CO2-Fußabdruck seiner Produkte zu analysieren. Dadurch kann das Unternehmen konkrete Maßnahmen ergreifen, um seine Treibhausgasemissionen zu reduzieren. Dies kann nicht nur zur Reduzierung der Umweltauswirkungen beitragen, sondern auch Kosteneinsparungen durch effizientere Prozesse und Materialnutzung ermöglichen. Darüber hinaus wird die Erstellung einer Klimabilanz immer häufiger von Kunden, Investoren und Regulierungsbehörden verlangt. Unternehmen, die in der Lage sind, ihre Umweltauswirkungen zu messen und zu reduzieren, werden als verantwortungsbewusster und nachhaltiger angesehen und können dadurch wettbewerbsfähiger sein.
Die Klimabilanz sollte folgende Anforderungen genügen:
- Es sollte den Vorgaben des GHG-Protocols entsprechen und Scope 1, 2 und 3 beinhalten: Scope 1 umfasst die direkten Emissionen des Unternehmens, Scope 2 die indirekten Emissionen, die durch den Kauf von Energie und Wärme verursacht werden und Scope 3 umfasst alle anderen indirekten Emissionen, einschließlich der Emissionen von Lieferanten und Kunden.
- Die Klimabilanz sollte durch einen Experten geprüft werden. Nur so sind die Ergebnisse der Klimabilanz glaubwürdig und aussagekräftig.
- Die Klimabilanz sollte im Bezug auf die externe Kommunikation klare Regeln haben: Welche Zertifikate werden verwendet? Welche Gültigkeitsdauern haben diese Zertifikate? Auf welcher öffentlich zugänglichen Website können die gültigen Zertifikate überprüft werden?
Es gibt eine große Anzahl von Anbietern von Klimabilanzen. Wir empfehlen folgendes Vorgehen, um herauszufinden, welcher Anbieter zu Ihrem Unternehmen am besten passt:
- Gibt es in Ihrer Branche bereits einen Standard, der sich etabliert hat? Hier sollten Sie sich an Branchenverbände wenden. Als Beispiel ist hier die z.B. die Holzindustrie zu nennen.
- Prüfen Sie über Ihre IHK, ob es ein Angebot gibt, welches sich in Ihrer Region etabliert hat. Häufig gibt es staatlich geförderte Angebote wie z.B. in NRW.
- Wenn sich in Ihrer Branche oder Region noch nicht ein Standard etabliert hat, dann sollten Sie einen der größten Anbieter auswählen. (z.B. Climate-Partner)
In unserem Fall haben wir uns für eine Klimabilanzierung durch Climate-Partner entschieden, da diese die Anforderungen für unser Unternehmen am besten abgebildet hat. Wir beschreiben in diesem Blog-Beitrag unsere Erfahrungen bei der Erstellung der Klimabilanz und wie diese im Außenverhältnis eingesetzt wird.
2. So erstellen Sie die Klimabilanz für Ihr Unternehmen
Am Anfang muss festgelegt werden für welches Unternehmen bzw. welche Tochterunternehmen die Klimabilanz erstellt werden muss. Nach dem „control-approach“ sollen alle Unternehmen einbezogen werden, bei denen die Verfügungsgewalt besteht.
Die verbrauchten Mengen müssen beschafft und in einer Erfassungsmaske eingegeben werden:
- Strom, Wärmeverbrauch der Betriebsstätten,
- Auto-km bzw. ÖPNV-km der Mitarbeiter für die Fahrt zur Arbeitsstätte,
- Flugkilometer für Geschäftsreisen
- etc.
Anhand der Verbrauchswerte errechnet das Erfassungstool mit Emissionsfaktoren die Emissionen
z.B.: Bei 1.000 km entstehen 200 g CO2 pro km = 200 kg CO2
Je mehr Verbrauchsdaten vorhanden sind, desto genauer die Berechnung. Wo keine Daten vorhanden sind, arbeitet man mit Schätzungen. Hier sollte aber geprüft werden, wie bei der nächsten Messung Verbrauchsdaten bereitgestellt werden können.
Der Großteil des Zeitaufwandes für die Erfassung liegt in der Beschaffung der Verbrauchswerte. Vor allem die Berechnung der Arbeitswege und Geschäftsreise ist eine Fleißaufgabe. Die reine Erfassung der Werte war für unsere Firma sehr einfach. In 45 Minuten war diese Aufgabe erledigt.
Die Beschaffung der Verbrauchswerte ist bereits ein erster wichtiger Schritt zur Reduktion:
Wenn man hier Vorjahreswerte vergleicht, dann zeigt sich bereits die Tendenz. Wächst der Verbrauch stärker als der Umsatz oder die Anzahl der Mitarbeiter? Dann herrscht dringender Handlungsbedarf.
Die Erstellung einer Klimabilanz soll keine Eintagsfliege sein. Daher sollte man bei der Beschaffung der Verbrauchswerte darauf achten, dass man die Werte zukünftig einfach und aktuell beschaffen kann.
3. Externe Prüfung der Klimabilanz und Abschluss der Erfassung
Eine reine Selbsterfassung und Berechnung der Klimabilanz reicht nicht aus: Ein unabhängiger Experte sollte die erfassten Daten überprüfen und kritisch hinterfragen. Durch Abgleich mit Erfahrungswerten können Inplausibilitäten und Erfassungsfehler aufgedeckt werden. Diese Fehler müssen korrigiert werden. Auch die stichprobenweise Überprüfung der Angaben durch Vorlage der Belege sind ein wichtiges Qualitätsmerkmal.
Erst nach dieser Prüfung wird die Klimabilanz abgeschlossen. Die Überprüfung und Ergänzung unserer Klimabilanz ist innerhalb von einer Woche erfolgt.
Das Ergebnis ist eine Summe an CO2-Äquivalenten. Für unsere Firma waren dies 18 tCO2. Wir haben diesen Wert auf verschiedenen Ebenen runtergebrochen:
- Mitarbeiter: Im Durchschnitt verursacht jeder Mitarbeiter 2,1 tCO2. Da die Arbeitswege, Homeoffice-Nutzungen und Geschäftsreisen sehr unterschiedlich sind, kann dieser Wert genau berechnet werden. Die Spanne geht hier von 0,6 tCO2 bis 4,9 tCO2. Diese Werte sollten den Mitarbeitern kommuniziert werden. Die Möglichkeit zur Reduktion können auf dieser Basis klar berechnet werden.
- Produkte: Die Summe der CO2-Emissionen können so auf Geschäftsbereiche und Produkte aufgeteilt werden. Hierbei ergab sich für cm&p, dass ein Beratungstag 32,7 kg CO2 und ein Report 3,2 kg CO2 verursacht. Diese Werte werden bei den Gesprächen mit Kunden einbezogen und Möglichkeiten zur Reduktion abgestimmt.
Auf diese Weise wird verdeutlicht, dass die CO2-Emissionen thematisiert und Wege zur Reduktion mit allen Beteiligten abgestimmt werden sollten.
4. Wie können die Emissionen reduziert werden?
Mit der Klimabilanz haben Sie analysiert, wo Sie derzeit stehen und wo die meisten Emissionen erzeugt werden.
Für die wichtigsten Themen sollen Reduktionsziele und -maßnahmen definiert werden, bei denen alle Mitarbeiter mit einbezogen werden.
Wir haben bei cm&p ein Nachhaltigkeitsboard erstellt. Bei unserem Kickoff wurden Ideen in einem Backlog gesammelt: Hierbei haben sich bei uns folgende Kategorien bewährt:
- Energie sparen
- Müll vermeiden
- CO2 reduzieren
- Homeoffice
- Einkaufen
- Papierloses Büro
- Digitalisierung
- Sharing
- Spenden
- Engagement
Aus diesem Backlog werden Themen zur Umsetzung in die Spalte „Aktuelle Sprints“ gezogen. Alle 4 Wochen wird über die Ergebnisse, Erfahrungen, Erfolge und neue Sprintthemen gesprochen.
Der Vorteil einer Klimabilanz ist es die wesentlichen Treiber identifizieren zu können. In unserem Fall waren dies die Anreise der Mitarbeiter zum Büro. Durch unsere Homeoffice-Regelung konnten die Emissionen bereits zum Vergleichswert in Jahr 2020 halbiert werden. Eine weitere Ausweitung der Homeoffice-Regelung und durch Jobtickets zur Unterstützung der Anreise per ÖPNV haben wir ein weiteres Reduktionsziel gesetzt. Für das laufender Jahr wollen wir insgesamt 30% weniger Emissionen verursachen.
Dieses Vorgehen fokussiert auf die Maßnahmen, die eine Reduktion erreichen können (Potenzial-basiertes Vorgehen). Hiermit empfehlen wir anzufangen.
Als nächster Schritt kann man auf das “Science-based”-Verfahren wechseln. Hierbei geht es darum, ob man auf dem Pfad zum 1,5°C-Ziel ist. Es wird also ermittelt, ob man als Unternehmen “genug macht”, damit die Ziele von Paris erreicht werden (z.B. https://www.right-basedonscience.de/produkte/).
5. Wie können Emissionen kompensiert werden?
Laut dem GHG-Protocol müssen folgende Schritte durchlaufen werden, bevor Kompensationsmaßnahmen ergriffen werden können:
- Vermeiden: Wie können die Treibhausgasemissionen vermieden werden, indem Sie Ihr Unternehmen verändern, erweitern, rationalisieren oder verlagern.
- Reduzieren: Wie können Energie, Fahrzeuge, Maschinen und Personal effizienter genutzt werden?
- Ersetzen: Welche erneuerbaren Energien/kohlenstoffarmen Technologien können bestehende Verfahren ersetzen? (Verringerung der Kohlenstoffintensität (THG) der Energienutzung)
Für die derzeit „unvermeidbaren“ Emissionen muss eine Strategie zur Reduktion entwickelt werden. Erst nach diesen Schritten sollen Kompensationsmaßnahmen in Betracht gezogen. Sich einfach von seinen Klimasünden freikaufen hat mit Nachhaltigkeit nichts zu tun.
Kompensationsmaßnahmen müssen international etablierte Standards erfüllen, jährlich durch einen externen Auditor geprüft und zertifiziert werden.
Wir haben unseren CO2-Fußabdruck (+10%) durch ein Solarenergie-Projekt in Marokko kompensiert. Hierdurch konnten fossile durch regenerativen Energiegewinnung ersetzt und so CO2-Emissionen verhindert werden. Zusätzlich hat sich cm&p an zahlreichen Aufforstungsprojekte (u.a. Generation Forrest) beteiligt.
Das Label „Klimaneutrales Unternehmen“ ist für das Kalenderjahr 2023 gültig.
6. Was ist die richtige Kommunikation der Klimabilanz?
Die Kommunikation der Klimabilanz bzw. der Klimaneutralität muss klar geregelt werden:
- Extern Überprüfung: Das Zertifikat muss auf der Website des Anbieters abrufbar sein. So kann unsere Klimabilanz auf der Seite Climate-Partner unter der Nummer 22743-2303-1001 eingesehen werden.
- Ehrliche Kommunikation: Schönfärberei und Greenwashing werden schnell entlarvt. Eine ehrliche Positionierung bei der externen und internen Kommunikation ist erforderlich.
- Konkret und nachvollziehbar: Eine Beschreibung der Nachhaltigkeitsziele und –maßnahmen soll auf der Website beschrieben werden. So haben wir unsere Nachhaltigkeit und den Beitrag zum Gemeinwohl in unsere Gemeinwohl-Bilanz dargestellt und veröffentlicht
Die Zeit der schönen Worte, Selbstverpflichtungen und blumigen Nachhaltigkeitsstrategie sind vorbei. Die Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten merken sehr schnell, wie ernst es ein Unternehmen mit dem Klimaschutz und der Nachhaltigkeit nimmt. Daher ist eine ehrliche Positionsbestimmung und transparente Ziele entscheidend.
Sie haben Fragen rund um das Thema Nachhaltigkeit in Ihrem Unternehmen oder sind daran interessiert, wie Ihre potenziellen nächsten Schritte aussehen? Dann nehmen Sie jetzt Kontakt zu unserem Experten Jochen Müller auf oder buchen gleich hier ein kostenlose Erstgespräch.
Eine Übersicht unserer Leistungen und weiterführende Informationen rund um das Thema Nachhaltigkeit finden Sie auf unserer Website. Reinschauen lohnt sich!
Andernfalls wünschen wir Ihnen viel Erfolg bei Ihren zukünftigen Vorhaben und sind jederzeit für Sie da.