Fachwissen gilt in unserer Gesellschaft als etwas Elementares. Wer viel weiß, gilt als Experte und Experten kennen den Weg. Umso mehr drängt sich demnach die Frage auf, ob ein Moderator ohne entsprechendes Fachwissen eine gute Moderation und damit gute Ergebnisse im Sinne der moderierten Gruppe erzielen kann.
Um es vorweg zu nehmen: Wir glauben, dass ein Moderator nicht nur wenig Fachwissen benötigt, sondern dass es sogar kontraproduktiv sein kann, wenn ein Moderator zu viel Fachwissen hat. Hintergrund unserer Aussage ist, dass ein Moderator – wie bereits in unserem letzten Beitrag erwähnt – die Aufgabe hat, das Fach-Know-how der jeweiligen Teilnehmer in seiner Gruppe zu erhöhen. In unserer heutigen sehr komplex gewordenen Welt kann eine Person alleine nicht mehr das erforderliche Know-how besitzen. Die Aufgabe des Moderators ist es daher das vorhandene Fachwissen in einer Gruppe zu heben und zu bündeln.
Wenn der Moderator zu viel eigenes Fachwissen mitbringt, ist er oftmals so voll von dem, was er weiß, dass er keine Chance mehr hat zu hören, was die anderen sagen. Gerade hierin liegt aber ein Mehrwert des Moderators: Die unvoreingenommene Aufnahme und Dokumentation der bei den Gruppen-Teilnehmern vorhandenen Ideen und Gedanken. Vorurteilsfrei und ohne den Anspruch seine eigenen Ideen in den Raum werfen zu wollen.
Wichtiger als Fachwissen sind für einen Moderator exzellente Methodenkenntnisse, wozu auch und gerade das Stellen von Fragen gehört. An bestimmten Punkten kommen Gruppen in ihrer fachlichen Diskussion alleine oftmals nicht mehr weiter. Sie sind festgefahren, tauschen Argumente aus ohne auf den Inhalt des jeweils anderen einzugehen. Ein weiterer fachlicher Gesprächspartner wäre hier wenig hilfreich. Genau an dieser Stelle kommt der Moderator ins Spiel. Er führt mit seiner Fragetechnik dazu, dass die Teilnehmer beginnen neu zu denken beziehungsweise einen anderen Blick auf die bisher erarbeiteten Ergebnisse zu werfen. Gerade aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung, dass ein Moderator eben nicht zu tief im eigenen fachlichen Saft schmort, sondern die Betriebsblindheit der Gruppenteilnehmer durch seine externe Brille auflöst.
Gleichwohl sollte ein Moderator profunde Grundkenntnisse der Rahmenbedingungen haben, innerhalb denen er moderiert. Eine Gruppe von Ingenieuren zu moderieren ohne deren Markt oder Umgebung zu verstehen ist sehr schwierig. Dabei muss der Moderator aber eben nicht der bessere Ingenieur sein.
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