Haben Sie sich auch schon mal gefragt, was Banker und Unternehmensberater mit der Kennzahl des Dynamischen Verschuldungsgrades bezwecken? Was nutzt es Ihnen zu wissen, wieviel Jahre, Sie benötigen, um die aktuellen Schulden aus dem Cash Flow Ihres Unternehmens zurückzuzahlen? Ist diese Kennzahl für Sie – gerade als Händler – überhaupt relevant? Oder geht es auch einfacher und treffsicherer?
Genau mit dieser Frage haben wir uns beschäftigt. Der Dynamische Verschuldungsgrad ist neben vielen anderen Kennzahlen ein „Klassiker“ unter den Analysten. Hier werden zwei Unternehmensgrößen ins Verhältnis gesetzt:
- Wie hoch sind die Schulden Ihres Unternehmens (Bilanzsumme minus Eigenkapital)?
- Wie hoch ist der Cash Flow Ihres Unternehmens? Dazu wird das Betriebsergebnis um die Abschreibungen bereinigt, weil Abschreibungen Ihren Cash Flow nicht verringern (Betriebsergebnis II + Abschreibung).
Nun teilen Sie die Schulden durch den Cash Flow und erhalten die Anzahl von Jahren, die Sie benötigen, um aus dem aktuellen Cash Flow Ihre Schulden zu bezahlen. Wenn es gerade gut in Ihrem Unternehmen läuft und Sie gut verdienen, dann sind die Schulden – theoretisch – schneller getilgt.
Aber kann man unterstellen, dass in den Folgejahren wieder so ein guter Cash Flow erzielt wird? Sicherlich nicht. Denn wir alle wissen, dass sich Rahmenbedingungen ändern und der Cash Flow – wie auch viele andere Größen – nicht in Stein gemeißelt sind. Und schon gar nicht über eine Dauer von vielen Jahren. Im Übrigen unterliegt diese Kennzahl vielen zufälligen Entwicklungen. Mal angenommen, Sie haben zum Jahresende eine untypisch hohe Warenlieferung erhalten, weil Sie zum Beispiel einen großen Sonderposten zu besonders günstigen Preisen einkaufen konnten.
Sie freuen sich nun über diesen Abschluss, aber der Bilanzanalyst bestraft Sie mit einer schlechten Kennzahl, weil durch den höheren Warenbestand vorübergehend Bilanzsumme und Verbindlichkeiten aufgebläht werden. Sie ahnen es schon: Ich bin kein Freund des Dynamischen Verschuldungsgrades. Denn vielleicht bleibt ja nur die Erkenntnis, dass bei Veränderung dieser Kennzahl im Zeitverlauf aufwändig analysiert werden muss, welche Faktoren sie negativ beeinflusst haben. Bei produzierenden Unternehmen ist es durchaus sinnvoll, sich die Kennzahl anzusehen. Denn hier kommt (stark vereinfacht) zum Ausdruck, wie viele Jahre es dauert, bis sich der vorhandene Maschinenpark amortisiert hat.
Da sich cm&p stark im Händler-Umfeld bewegt, haben wir eine eigene Kennzahl entwickelt, die die Besonderheiten des Handels berücksichtigt: der modifizierte Dynamische Verschuldungsgrad. Dabei werden Zähler und Nenner der Kennzahl um die Besonderheiten im Handel korrigiert:
- Wie hoch ist das Fremdkapital (Bilanzsumme minus Eigenkapital)
- Wie hoch sind Aktiva, von denen man weiß, dass die ausgewiesenen Buchwerte leicht liquidiert werden können (Warenbestände, Bankguthaben und Kasse).
Von diesen „wertbeständigen Aktiva“ wird nun das Fremdkapital abgezogen. Das Ergebnis wäre dann so etwas wie das Schuldenrisiko im Falle einer Liquidation. Ist das Ergebnis positiv, braucht sich der Händler keine Gedanken zu machen, denn im Falle eines Falles wären alle Schulden durch den Verkauf der Waren getilgt. Ist die Kennzahl negativ, muss individuell geprüft werden, ob noch mehr Werthaltiges im Unternehmen steckt. Da wäre zum Beispiel die Betriebsimmobilie, deren Zeitwert größer ist als die Verbindlichkeit aus ihrer Finanzierung.
Der Vorteil dieser Kennzahl für Sie als Händler ist, dass ein absoluter Betrag gezeigt wird, der Ihr Schuldenrisiko darstellt. Betrachten Sie diesen Wert im Zeitverlauf, dann sehen Sie auch, wie sich Ihr Schuldenrisiko entwickelt. Wir werden diese Kennzahl weiter anhand konkreter Zahlen auf Herz und Nieren testen. Gerne nehmen wir hierzu auch Ihre Anregungen auf.
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